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Hinter der Kamera, mitten im Ruhrgebiet
Wie ich – Markus Mielek – zum Werbefotografen wurde, der Technik, Menschen & KI verbindet
Wenn ich heute in meinem Dortmunder Studio den Auslöser drücke, spüre ich immer noch den gleichen Nervenkitzel wie mit 15, als ich meine erste selbst entwickelte Schwarz-Weiß-Negative aus der Dunkelkammer zog. Damals ahnte ich noch nicht, dass aus dieser Faszination ein Beruf mit über 20 Jahren Erfahrung, zahllosen Industriehallen-Abenteuern und einer gesunden Portion Ruhrgebiets-Einfluss werden würde. Doch eins nach dem anderen.
Wurzeln zwischen Stahl und Schwarzem Brett
Ich bin ein Kind des Reviers: geprägt von rauem Charme, ehrlichen Worten und den nicht zu verwechselnden industriellen Kulissen (eingebettet in nahezu grenzenlosem Grün) des Ruhrgebiets. Nach der Schule zog es mich in ein renommiertes Fotostudio in Münster – Gesellenbrief, acht-Stunden-Tage, Fachkameras und Hasselblads. Dort lernte ich das Handwerk: Licht messen, großformatig denken, Bildaufbau in einem Foto konzipieren (Photoshop steckte zu der Zeit noch dermaßen in den Kinderschuhen, an Montagen war im digitalen Sinn nicht zu denken).
Das Studium an der FH Dortmund gab mir später das kreative Fundament. Hier durfte ich experimentieren, Projekte entwerfen und neu erfinden. Designer-Denke traf auf Kamera-Technik – ein Mix, der bis heute meinen Stil prägt.
Ausbildung: Handwerk & Gestaltung im Doppelpack
Ausbildung und Studium bilden für mich zwei Seiten derselben Medaille. Das Fotostudio in Münster brachte mir Fingerspitzengefühl für Lichtformer, Fresnel-Spots und Großformatkameras bei; die FH Dortmund lehrte mich, Konzepte zu zerdenken, zu verwerfen und neu aufzubauen. Technik ohne Idee wäre Leerlauf, Idee ohne Technik bleibt Zufall – erst das Zusammenspiel macht ein Bild tragfähig.
Mein Geld verdiente ich neben meinem Studium als Assistent für unterschiedliche Footografen. Vom Celebritiy- und People-Fotografen Matthias Nordiek (hey Matthias, vielen Dank für alles. Für tolle Momente und unvergessene The-Dome-Aftershowparties) oder dem Fashion-Profi Tom Beuers mit seinem Studio in Düsseldorf.
Warum ich Geschichten erzähle
Ich fotografiere keine Produkte (mehr), ich erzähle, warum Menschen sie bauen, benutzen, lieben. Nach meiner Ausbildung bin ich weg von Interieurfotografie, Menschen haben mich immer viel mehr gereizt als Wohnräume und Möbel. Dieser Ansatz führte mich zu Unternehmens- und Werbefotografie, Employer-Branding-Kampagnen und Industriefotografie mitten im laufenden Dreischicht-Betrieb. Mein Alltag? Ein Tag Konferenzraum bei einem Dortmunder IT-Spezialisten, am nächsten Morgen die Produktionshalle bei Hamburg, danach Vorstandsportraits in Berlin. Jede Location verlangt neue Lösungen – und echtes Interesse an den Menschen vor der Linse.
Technik & Taktgefühl: Zwei Seiten derselben Medaille
Handwerk ohne Idee ist langweilig, Kreativität ohne Lichtwissen bleibt Zufall. Deshalb setze ich auf beides.
Von KI-Skepsis zu Hintergrundbaumeister
Ja, auch ich hielt Künstliche Intelligenz anfangs für einen netten Gimmick. Doch als Early Adopter reizt mich alles, was die kreative Pipeline beschleunigt. Heute nutze ich Text-to-Image-KIs, um Hintergrundvarianten zu testen, wenn der Kunde einen anderen Hintergrund bemötigt als vor Ort gegeben.
Wichtig: KI ersetzt keine echte Begegnung – sie ergänzt sie. Die Energie, die entsteht, wenn ein Maschinenführer stolz vor seinem 30-Tonnen-Kran steht, lässt sich nicht synthetisieren. Aber KI gibt mir neue Werkzeuge, um Visionen noch vor dem Shooting sichtbar zu machen.
Studio Unionviertel: Raum für große und kleine Ideen
Mein Studio liegt mitten im Dortmunder Unionviertel, in einer ehemaligen Fabrikhalle mit hohen Decken und Stahlträgern. Der industrielle Rahmen passt perfekt zu meiner Arbeitsweise: flexibel umbauen, groß denken, aber auch intime Portraits in einer abgehangenen Ecke shooten. Wer schon einmal dort war, kennt das Spiel zwischen Tageslicht, rauen Wänden und präzise gesetzten Spots, das jede Produktion anders, aber stets authentisch macht.
Was bleibt: Leidenschaft in 1/160 Sekunde
Mehr als zwanzig Jahre Kameraerfahrung haben mich gelehrt, dass gute Bilder immer eine Mischung sind: aus technischem Können, gestalterischer Vision und echter Empathie für das Gegenüber. Alles andere – Equipment, Trends, selbst KI – sind nur Mittel zum Zweck.
Und genau diese Haltung begleitet mich jeden Tag, ob beim ersten Lichttest um sieben Uhr morgens oder beim letzten Bild, das kurz vor Schichtende entsteht. In jeder Aufnahme suche ich den Moment, an dem Persönlichkeit sichtbar wird – diese winzige 1/160 Sekunde, in der Technik, Idee und Mensch übereinkommen. Solange ich diesen Augenblick spüre, bleibt Fotografie für mich das aufregendste Handwerk der Welt.
